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Museum für Naturkunde Magdeburg
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Einhorn-Skelett

Einhorn

Rätsel ums Einhorn-Skelett

Hätten Sie gedacht, dass alte Knochenfunde aus dem Harzvorland als Nachweis eines urzeitlichen Einhorns herhalten mussten?  

Im Jahr 1663, wurden beim Abbau von Gips in den Seweckenbergen südwestlich des damaligen Stadtgebietes von Quedlinburg fossile Knochen aus dem Eiszeitalter (Pleistozän) gefunden. Diese Knochen stammten vermutlich nicht nur von verschiedenen Tieren, sondern verschiedenen Tierarten. Von den Funden ist nichts übrig – nichts außer schriftlichen Erwähnungen und zwei Zeichnungen, die zeigen, dass man die Knochen einem einzelnen Tier zuordnete – einem Einhorn.

Den Originalbericht über diesen aufsehenerregenden Fund sowie eine Zeichnung, beides heute verschollen, wird Johann Meyer, Astronom und Kämmerer aus Quedlinburg zugeschrieben. Berühmte Gelehrte jener Zeit – darunter Otto von Guericke und Gottfried Wilhelm Leibniz – bezeugten in ihren Arbeiten, dass die Skelettreste, darunter Wirbel, Rippenbögen, wenige Beinknochen und ein Schädel zu einem Einhorn gehörten. Die beiden heute bekannten Skelett-Zeichnungen, die in den wissenschaftlichen Werken von Leibniz und Valentini abgebildet sind, zeigen ein wahres Fabelwesen – ein zweibeiniges (!) Einhorn, das natürlich niemals existierte und das einem echten Landwirbeltier ziemlich unähnlich ist. Es bleiben viele Rätsel: (1) Welcher eiszeitliche Tierknochen oder Zahn wurde als langes Horn des Einhornes interpretiert? (2) Warum unterscheiden sich die beiden Bilder – z.B. in der Darstellung der Schädel? (2) Wie Skelette von Landtieren – etwa von Hirschen, Rindern, Pferden – aussahen, war auch schon damals aufgrund von Jagd und Haustierhaltung bekannt, warum gelangten also kluge Leute nicht zu einem realistischeren Bild?

Heute begrüßt ein nach dem historischen Bericht sowie den beiden überlieferten Abbildungen nachgebautes Exemplar mit einer Höhe von 2,50 Metern die Gäste des Museums für Naturkunde Magdeburg und sorgt regelmäßig für Erstaunen und Diskussionen. Das „Einhorn“ hat sich inzwischen zum Maskottchen des Museums gemausert.

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